Der Sport meiner Jugend wir zur Ordnungswidrigkeit - Hammelburg, die Stadt die immer schläft Teil 3

Das Bild zeigt zwei Ordnungswidrigkeiten: Anlagensatzung §2 Abs 2. Satz 1 (Radfahren), §2 Abs 2. Satz 4 (Sport)

Bevor ich zu Anekdoten aus meiner Jugend in Hammelburg komme und auch auf die im 2. Teil versprochenen Reaktionen des damaligen Bürgermeisters und des damaligen Stadtpfarrers eingehe ein kleiner Ausblick:

In diesem sehenswerten Youtubvideo
https://www.youtube.com/watch?v=Z19zFlPah-o

seht ihr Danny MacAskill. Einen der bekanntesten Trialsportler der Welt. Nur das eine Video hat Stand heute fast 40 Millionen Aufrufe alleine bei Youtube. Es gibt auch Videos von ihm, mit mehr als 100 Millionen Aufrufen. Da es auch andere Plattformen gibt, wage ich es zu behaupten, dass die Videos dieses begnadeten Sportlers weit mehr als eine Milliarden Male von einer großen Fangemeinde angesehen wurden.

Warum erwähne ich das in einer Reihe über die Hammelburger Anlagensatzung?
In meiner Jugend gab es in Hammelburg Skateboarder, Blader und ja, auch Trialer. Wir haben unsere Nachmittage auf dem Kirchplatz, dem Marktplatz dem Schlossgarten und anderen Anlagen der Stadt für die jetzt eine neue Satzung gilt verbracht. Und ja, wir sind dort Fahrrad gefahren, andere Gruppen Skateboard, Snakeboard (erinner sich noch jemand :-)) und Blades. Wir sind über Bänke gefahren und auf Brunnen, Mauern und Treppen gehüpft.

Einer der besonderen Erinnerungen von mir ist, als wir gerade versucht haben vom Kirchplatz aus mit dem Hinterrad auf die Begrenzungsmauer Richtung Weiher zu springen und der Stadtpfarrer Josef Treutlein aus der Kirche kam. Er hat uns eine Weile zugesehen und wir wussten nicht so recht, ob er uns gleich schimpfen würde. Immerhin haben unsere Reifen auch Spuren auf der Steinmauer hinterlassen. Nach einer Weile hat uns uns angesprochen und zu unserer Überraschung seine große Freude darüber zum Ausdruck gebracht, dass wir direkt vor seiner Kirche so tollen Freizeitaktivitäten nachgingen. Er meinte sogar, dass er die Kirche gut beobachtet wisse solange er weiß, dass wir davor sind und unseren Sport betreiben.

Auch an den damaligen Bürgermeister Zeller kann ich mich erinnern, dass er uns einmal wohlwollend und interessiert angesprochen hat, als wir am Marktplatzbrunnen mit unseren Fahrrädern Kunststücke versucht haben.

Natürlich gab es auch andere Reaktionen. Leute haben geschimpft, gezetert und mit der Polizei gedroht. Echten Ärger mit Busgeldern oder auch nur offiziellen Verwarnungen gab es aber nie.

In den ersten beiden Teilen dieser kleinen Reihe ging es mir um allgemeine Überlegungen. Wie ist eine so weit gegriffene Satzung einzuordnen? Welche absurde Folgen hätte es sie wörtlich zu nehmen und welche Folgen hat es wenn sie mal so und mal so ausgelegt wird? Hier im dritten Teil haben wir aber ein ganz konkretes Beispiel. An planschenden Kleinkindern am Viehmarkt wird sich kaum jemand stören. An radfahrenden Jugendlichen aber vielleicht schon. Die Satzung verschiebt den Tatsbestand gezielt in die subjektive Wahrnehmung Dritter. Sport ist dann verboten, wenn er andere stören könnte.

Persönlich bin ich überzeugt, dass Jugendliche kaum besser aufgehoben sein können, wenn sie auf dem Marktplatz Skateboard, Trial, BMX oder ähnliches fahren. Ich weiß aber, dass das viele Menschen anders sehen. Der Stadtrat hat jetzt mit klarer Mehrheit meine damaligen Jugendaktivitäten unter Strafe gestellt. Wer zum Aufladen des E-Bikes (Teil 1) an den Viehmarkt fährt wird vermutlich keinen Bußgeldbescheid befürchten müssen. Zukünftige Skatergenerationen und Trialer schon eher. Ja, es gibt die ausgewiesenen Sportplätze die auch in der Anlagensatzung erwähnt sind. Wie zukünftig die Schulen sind sie außerhalb der Stadt. Die Mehrheit des Standrats akzeptiert wohl, wenn Jugendliche auf dem Marktplatz auf unverschobenen(!!) Bänken auf ihren Handys spielen (E-Sport ist vermutlich schon eine Grauzone). Alles was belästigen könnte, soll aber, wenn überhaupt, dort passieren wo es niemand sieht.

Eine Stadtpolitik welche Generationen gemeinsam einbindet - wie damals uns Trialer, den Pfarrer und den Bürgermeister - braucht Mut und Tolleranz, aber keine Regelungen die erst mal bei jeder Handlung mit einer Strafe drohen. Leider fehlt der Mehrheit des Stadtrats dazu der Mut.

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