Wie die Politik in Hammelburg selbst Leerstand schafft und ihn dann versucht zu managen

Grafik: ausgewählte Leerstände in Hammelburg. Wir wissen die roten Flecken in der Altstadt nicht zu schließen, sehen die zukünftigen und noch viel größeren Flächen im Schulzentrum aber als Chance nicht als Risiko

Gestern war Bürgerversammlung in der Kernstadt in Hammelburg. Eine ganze Reihe von Projekten wurden darin vorgestellt. Auch die Hoffnung in zukünftig leerstehenden Flächen im jetzigen Schulzentrum altersgerechtes Wohnen anzubieten.

Ähnliche Hoffnung bestehen auch für die aktuellen und baldigen Leerstände in der Altstadt: dem Bürgerspital, dem alten Waisenhaus, der alten Volksschule, der Merkur-Bank oder dem Kupsch-Gebäude. Für viele davon wurden oder werden Nutzungskonzepte erstellt. Auf meine Frage ob es nicht ein Gesamtkonzept bräuchte, mit dem Leerstand umzugehen, da die einzelnen Nutzungskonzepte ja auch miteinander um die wenigen möglichen Investoren konkurrieren würden, wurde ich auf das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK: https://www.hammelburg.de/fileadmin/Stadt_Hammelburg/Unsere_Stadt/Stadtentwicklung/_Hammelburg_ISEK_2022__230118_final.pdf) verwiesen.

Ich habe es daraufhin noch einmal durchgelesen. Auf die entscheidende Frage, wie eine Stadt mit rückläufiger Einwohnerzahl den stetig zunehmenden Leerstand füllen könne, wenn sie gleichzeitig riesige Flächen auf der grünen Wiese neu erschließt und damit auch unterhalten muss, findet sich dort keine Antwort. In einem einzelnen Spiegelstrich wird der zunehmende Leerstand als mögliches Risiko im Zusammenhang mit dem neue Schulcampus genannt.

In der Karte habe ich die aktuellen und zukünftigen Leerstandsflächen markiert. Alleine die Flächen die beim Schulcampus dazu kommen und deren Relation zu den Leerständen die wir heute schon nicht zu füllen wissen zeigt wie enorm die Herausforderungen sind. Bei der Merkur-Bank hatte die Stadt einen sehr begrenzten Einfluss. Beim Schulcampus hätte es die Lokalpolitik komplett eigenständig in der Hand. Es ist schon bezeichnend, wenn der Bürgermeister bedauert, dass er die Bank nicht überreden konnte die Filiale in der Stadt zu erhalten, gleichzeitig aber feiert, dass Landkreis und Stadt im Jahr 2019 überstürzt und ohne vorherige öffentliche Debatte in zwei unmittelbar aufeinanderfolgenden nichtöffentlichen Sitzungen genau die gleiche Entscheidung getroffen haben.

Wenn kein Wunder geschieht und uns morgen die Investoren die Bude einrennen, um all den Leerstand plötzlich zu entwickeln und in der Folge der Investitionen junge Menschen in die Stadt strömen, dann werden wir an den gigantischen Leerstandsflächen über Generationen hinweg zu knappern haben.

Eine ehrliche Debatte über die Gefahren und Folgekosten für die Erschließung des neuen Schulgeländes auf der grünen Wiese nehme ich bis heute in der Stadt nicht war. Solange die Bagger noch nicht rollen wäre es nicht zu spät das Projekt noch einmal grundsätzlich zu überdenken. Leider wird das aller Voraussicht nach nicht passieren und wir werden weiterhin geförderte Einzelkonzepte für die vielen und zunehmenden Leerstandsflächen präsentiert bekommen.

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