Nach den neusten Zahlen [1] die ich finden konnte, waren im Jahr 2019 auf dem gesamten Afrikanischen Kontinent gerade einmal 5 Gigawatt (GW) Solarstromleistung installiert. Im Vergleich waren es in Deutschland 2018 schon 45,28 GW [2]. Das Ausbaupotential ist enorm. Riesige, unwirtliche Flächen und viel Sonne.
Klimaschutzziele und die Angst vor Veränderung
Das bringt natürlich auch Hoffnung in unsere Region. Unsere Bundesregierung hat sich ein Klimaschutzprogramm gegeben und dort auch konkrete, wenn auch aus meiner Sicht und der vieler Experten zu wenig ehrgeizige, Ziele gesetzt. Die öffentliche Meinung, die Meinung von Experten und nicht zuletzt die Wahlergebnisse der Grünen in (West)Deutschland setzen die Politik unter Druck zu handeln. Gleichzeitig machen weitgehende Veränderungen vielen Angst. Konservative kämpfen seit Jahren gegen einen zügigen Ausbau Erneuerbarer Energien bei uns. Die 10H-Regeling hat den Windkraftausbau in Bayern praktisch beendet. Gerade mal 13 Anlagen sind von 2017 bis 2019 ans Netz gegangen [3]. Der Landkreis Bad Kissingen sammelt öffentlich Unterschriften gegen neue Kapazitäten in der Netzinfrastruktur [4].
Den Blick nach Afrika zu wenden scheint da erst mal naheliegend. Schon heute importieren wir ja einen Großteil unserer Energie, vor allem in Form von Öl, Gas und Kohle [5]. Warum also nicht auch „Ökostrom“ importieren? [6]
Global denken oder Energieimperialismus?
Darauf eine ganz einfache Antwort. Es gibt derzeit in Afrika gar nicht die Kapazitäten um Ökostrom zu exportieren. 5 GW sind ein Bruchteil dessen, was Afrika braucht um bei wachsendem Wohlstand selbst zum Klimaschutz beitragen zu können. Selbst wenn es uns gelingt riesige Kapazitäten in Afrika aufzubauen, wird es klimapolitisch erst mal sinnvoll sein diese auch vor Ort zu verbrauchen und nicht über Leitungen oder Wasserstofftanks zu uns zu transportieren. In den sonnenreichsten Gegenden Afrikas ist eine KWh Sonnenstrom etwa zwei drittel billiger als bei uns [nochmal 6]. Setzt man dieser Zahl den Wirkungsgrad bei der Wasserstoffgewinnung entgegen [7] bleibt kaum noch ein Kostenvorteil. Vor allem nicht, da die Kosten für den Transport nach Europa noch gar nicht eingerechnet sind.
Es ergibt klimapolitisch erst mal gar keinen Sinn unsere Bilanz mit Ökostrom zu beschönigen der dann woanders fehlt.
Wasserstoff, Power to Gas und andere Speichertechniken bei uns
Es gibt schon heute Zeiten in denen an der Strombörse Strom zu negativen Priesen gehandelt wird [8]. Das ist immer dann der Fall, wenn große Teile der Produktion aus Wind- und Sonnenstrom bereitgestellt werden. Neben einen Leistungsfähigem Übertragungsnetz das den Strom dort hinbringt wo er gerade gebraucht wird (das passiert mit einem Wirkungsgrad von weit über 90%) besteht schon jetzt ein Bedarf ein Stromspeichern, der in den nächsten Jahren noch wachsen wird. Wasserstoff halte ich persönlich in diesem Bereich für sehr vielversprechend, da der Wirkungsgrad von Ökostrom zu Wasserstoff und zurück zu Strom mit perspektivisch 50% vergleichsweise hoch ist und sich die Technik besser skalieren lässt als viele Batterietechniken.
Wasserstoff kurz vor den Kommunalwahlen
Ende Februar 2020 befindet sich Bayern im Kommunalwahlkampf. Dabei geht es auch um die Fragen von Energie- und Klimapolitik. Eine ehrgeizige Energiepolitik, auch im Bereich der Speicherung, wie sie bei den Stadtwerken in Hassfurt betrieben wird [9] sind etwas das wir vor Ort tun können. Als Heilsversprechen, um sich selbst aus der Verantwortung zu ziehen und zwar blumigen Versprechen in Wahlprogramme zu schreiben sich aber wenn es konkret wird aus der Verantwortung zu ziehen, darf Wasserstoff aber nicht dienen.
[7] https://www.pro-physik.de/nachrichten/strom-zu-wasserstoff-und-wieder-zurueck
[8] https://www.energy-charts.de/price_de.htm (Stromproduktion und Börsenstrompreise in Deutschland in Woche 8 2020)